Zwei Legenden verlassen die Bühne
Mit Marius Robyr und Hugo Steinegger verlassen die zwei prägenden Figuren der Weltcup-Rennen in Crans-Montana die Bühne.
Das Führungsduo, das auch die WM zurück auf das Walliser Hochplateau brachte, wurde am Samstag im Zielraum vor Tausenden Zuschauern und im Beisein von Bundesrat Guy Parmelin verabschiedet. Dieser verdankte OK-Präsident Robyrs Einsatz für den Sport in den letzten 40 Jahren.
Die sehr persönliche Laudatio für Vizepräsident Steinegger hielt Urs Lehmann. Der seit über drei Jahrzehnten in Crans-Montana beheimatete Berner habe ein Leben mit und für den Sport geführt, sagte der Swiss-Ski-Präsident.
"Marius und Hugo sind zwei Legenden", so Lehmann. Und Legenden erhalten folgerichtig auch Denkmäler gesetzt. So heisst der Steilhang der WM-Piste künftig "Die Mauer von Marius", der Saal im Pressezentrum des Zielstadions "Hugo Steinegger".
Marius Robyr: Mission mehr als erfüllt
Im Frühjahr 2006 ist es, da wird Marius Robyr auf eine Mission geschickt. Es geht darum, das Wallis wieder auf die Landkarteim alpinen Ski-Weltcup zu bringen.
Robyr, der auf 20 Jahre Erfahrung als Kommandant der Patrouille des Glaciers zurückgreifen kann, nimmt den herausfordernden Auftrag spontan und mit grossem Elan an. Er beginnt bei null, "vor mir lag nur ein weisses Blatt Papier", erinnert sich der Brigadier.
Er umgibt und verstärkt sich umgehend mit fähigen und erfahrenen Leuten wie Hugo Steinegger ("Ein wahrer Freund, der immer für das Wohl der Sache denkt.") und Markus Murmann ("Der perfekte Mann für das Terrain, die Piste.").
Weltcup, Klassiker - und die WM!
Bald einmal hegen Robyr und seine Mitstreiter noch grössere Pläne. Nicht nur den Weltcup, sondern sogar die Weltmeisterschaften will man zurück ins Wallis, genauer nach Crans-Montana, holen. Um dieses Ziel zu erreichen, werden die Pisten Mont-Lachaux und Nationale für achtstellige Millionenbeträge renoviert.
Durch die alljährlichen Rennen ist Crans-Montana zum Klassiker im Frauen-Weltcup geworden. Auch die WM kehrt, genau vier Jahrzehnte nach den wunderbaren Titelkämpfen 1987, auf das Walliser Hochplateau zurück. Mission mehr als erfüllt!
Wie ein Stich ins Herz
Für Robyr, den geborenen Leader, heisst es nun abtreten. Dieser Abschied nur drei Jahre vor der WM, bei welcher ihm keine Führungsrolle mehr zugedacht ist, ist für ihn für ihn der richtige Weg - und zugleich doch sehr schwierig. Es sei ein emotional sehr herausfordernder Moment, gibt Robyr zu, "ein bisschen wie ein Stich ins Herz. Schliesslich handelt es sich um mein Bébé, um etwas, auf das ich sehr stolz bin."
Doch Robyrs Leitmotiv lautet eben auch: "Dienen und verschwinden, um anschliessend an einem anderen Ort noch besser aufzutauchen." Wo das sein wird, davon habe er eine Vorstellung, so der Walliser, aber jetzt sei nicht der richtige Zeitpunkt dafür, dies zu erläutern.
Hingegen klar ist für Ehrenpräsident Robyr, dass er im Februar 2027 die WM-Rennen als Zuschauer und Fan verfolgen wird. Die Wettkämpfe auf den für ihn mythischen Pisten bleiben halt für immer sein Kind.
Hugo Steinegger: «Unsere Passion hat sich ausbezahlt»
Wie Marius Robyr trug auch Hugo Steinegger ab 2006 Entscheidendes zum erfolgreichen Aufstieg von Crans-Montana zum Weltcup-Klassiker und WM-Gastgeber 2027 bei.
Das Duo ergänzte sich mit seinen Fähigkeiten bestens. Auf der einen Seite Robyr, der Patron. "Marius ist eine extrem entscheidungsfreudige Person, von welcher ich trotz meiner ebenfalls riesigen Erfahrung im Sport noch sehr viel lernen konnte", so Steinegger.
Dieser brachte seinerseits nicht minder wichtige Fähigkeiten ein. Schliesslich hatte er als Funktionär und Kommunikationsverantwortlicher den Sport in all seinen Facetten über sechs Jahrzehnte (!) aus nächster Nähe erlebt.
Auf dem sportpolitischen Parkett bewegte sich der Berner, der dank Heirat mit Gabrielle Felli auf dem Walliser Hochplateau heimisch geworden ist, durchwegs gewandt und zielsicher. "Hugo kennt einfach alle", so Robyrs Lob.
Nie Zweifel am gemeinsamen Weg
Obwohl die Rollenverteilung von Anfang an klar war - "Marius war der Chef", sagt Steinegger - lief zwischen den zwei starken Persönlichkeiten nicht immer alles harmonisch. Es gab gar zwei Phasen, da herrschte wochenlang Funkstille zwischen den beiden, aber beide arbeiteten jeder für sich ohne Unterbruch weiter.
"Aber das Schöne war, dass es uns immer um die Sache ging, nie um die Person. So zweifelten weder Marius noch ich je am gemeinsamen Weg. Wir arbeiteten einfach mit Volldampf weiter, und als wir uns dann wieder trafen, schauten wir beide nicht zurück, sondern immer nach vorne."
Der Traum, der in Erfüllung ging
Hugo Steinegger empfand die vergangenen fast zwei Jahrzehnte in der Führungsposition als OK-Vizepräsident als "enorm spannende Reise". Die Phase der WM-Kandidatur betitelt er gar als "Traum, der in Erfüllung ging. Da konnte ich mein über Jahrzehnte angeeignete Know-how erfolgreich anwenden." Steineggers Freude ist riesengross, "dass Marius und ich die WM zurück nach Crans-Montana holen konnten. Unsere Passion hat sich ausbezahlt."
Die Leidenschaft für den Sport ist auch der Grund, dass der nunmehr 80jährige Steinegger nicht loslassen kann. Das Feuer, weiterhin seine guten Dienste beisteuern zu können, lodert noch immer stark in ihm. Er wird deshalb dem WM-OK auch künftig in beratender Funktion zur Verfügung stehen. Sein Arzt hat ihm angeraten, mit Arbeiten in etwas reduzierter Weise fortzufahren und weiterhin mit seinem jungen Hund als «Fitnesscoach» die Höhen des Walliser Hochplateaus zu besteigen.